Kategorie VdK-Zeitung Aktuelle Meldung Pflege

Pflege in Berlin im Fokus

Von: Dörte Gastmann

Seit ihrem Amtsantritt im Juni vergangenen Jahres hat die erste Pflegebeauftragte Berlins kürzlich ihren ersten Monitoringbericht vorgelegt. Darin betont sie: Pflege ist eine gesamtstädtische Aufgabe, die nur gemeinsam zu bewältigen ist.

Auf dem Foto ist eine besorgte Frau zu sehen, die auf ihre Rechnungen schaut. Danebn liegt ein Taschenrechner
Viele pflegende Angehörige befürchten, die steigenden Eigenanteile künftig nicht mehr tragen zu können – zu diesem Ergebnis kommt der erste Monitoringebricht der Berliner Pflegebeauftragten. © Erstellt am 28.01.25 mit Adobe Firefly

Seit Juni letzten Jahres ist Prof. Dr. Sinja H. Meyer-Rötz die erste Pflegebeauftragte des Landes Berlin. Ihr Büro dient seither als zentrale Anlaufstelle für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige. Berlin ist – nach dem Saarland (2013) und dem Bund (2014) – das zweite Bundesland, das eine Pflegebeauftragte eingesetzt und damit eine unabhängige Anlaufstelle für die Anliegen pflegebedürftiger Menschen sowie ihrer An- und Zugehörigen geschaffen hat.

Unterstützung

Das Büro der Pflegebeauftragten unterstützt durch fachliche Empfehlungen und leitet Anliegen bei Bedarf im Sinne einer Lotsenfunktion an zuständige Stellen weiter. Das kostenfreie Angebot findet in einem vertraulichen Rahmen statt und kann auf Wunsch anonym genutzt werden. Alle eingehenden Anfragen werden erfasst und ausgewertet – diese Daten bilden die Grundlage für den jährlichen Monitoringbericht. Ziel ist es, insbesondere die Abgeordneten des Berliner Abgeordnetenhauses auf die aktuellen Anliegen und Probleme Pflegebedürftiger und deren An- und Zugehörigen aufmerksam zu machen.

Ergebnisse

Vom 1. September bis 31. Dezember 2024 bearbeitete das Büro der Pflegebeauftragten insgesamt 88 Fälle. In 73 Prozent der Fälle konnte bereits beim Erstkontakt eine Lösung gefunden werden. Bei 27 Prozent der Anliegen war eine weiterführende Klärung nötig – um etwa zwischen den Betroffenen und anderen Institutionen zu vermitteln oder um den Kontaktsuchenden den Fall verständlich zu erläutern und weitere Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Der Großteil der Anliegen und Beschwerden, 63 Prozent, bezog sich auf die häusliche Pflege, gefolgt von Anliegen zu stationären Langzeitpflegeeinrichtungen mit 28 Prozent. Anfragen zu Pflege-Wohngemeinschaften traten mit nur vier Prozent deutlich seltener auf.

Kostenbelastung

Am häufigsten ging es in den Anfragen um finanzielle Belastungen: Fragen zu Abrechnungen und Verträgen von Pflegeanbietern, steigende Kosten sowie Hilfe zur Pflege. Viele Betroffene äußerten die Sorge, die stetig wachsenden Eigenanteile künftig nicht mehr tragen zu können. Auch die Angst, auf Hilfe zur Pflege angewiesen zu sein, war weit verbreitet.

Ein weiteres häufig genanntes Problem war die mangelnde Verständlichkeit von Verträgen und Abrechnungen ambulanter und stationärer Anbieter. Viele Betroffene berichteten, dass die Unterlagen zu komplex formuliert seien, um ein klares Verständnis der zu erbringenden oder bereits erbrachten Leistungen zu erhalten.

Pflegewirklichkeit

Die im Berichtszeitraum erfassten Anliegen und Beschwerden zeichnen ein aktuelles Stimmungsbild aus Sicht pflegebedürftiger Berliner*innen sowie ihrer An- und Zugehörigen. Sie zeigen eine große thematische Bandbreite, die stark von individuellen Lebenssituationen geprägt ist. Mit den jährlichen Monitoringberichten der Pflegebeauftragten sollen zukünftig umfassende Daten über aktuelle Herausforderungen und Problemlagen in der Pflege – aus der Perspektive der direkt Betroffenen – gewonnen werden. 

Büro der Pflegebeauftragten des Landes Berlin

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