Kategorie VdK-Zeitung Aktuelle Meldung Altersarmut bei Frauen

Armut ist weiblich

Von: Lea Hanke

Auch wenn der Internationale Frauentag (8. März) in Berlin inzwischen ein gesetzlicher Feiertag ist, ist in Sachen Gleichberechtigung noch nicht alles erreicht. Nach wie vor sind Frauen in Deutschland überproportional von Armut betroffen. Niedrige Löhne, ungleiche Renten und die Doppelbelastung durch unbezahlte Sorgearbeit sind nur einige der Ursachen. Der Sozialverband VdK fordert daher umfassende Maßnahmen, um Frauenarmut effektiv zu bekämpfen.

Auf dem Foto ist eine besorgte Frau zu sehen, die auf ihre Rechnungen schaut. Danebn liegt ein Taschenrechner
Für Frauen reicht die Rente oft nicht aus, obwohl sie ein Leben lang gearbeitet oder ihre Angehörigen gepflegt haben. © Erstellt am 28.01.25 mit Adobe Firefly

Frauen sind deutlich häufiger von Armut bedroht als Männer. Nach aktuellen Zahlen liegt das Armutsrisiko von Frauen bei knapp 16 Prozent. Die hohe Armutsbetroffenheit wirkt sich auf ihre Alterssicherung aus, da die Höhe der Rente von Erwerbsjahren und Einkommen abhängt. Die Altersrente ist somit ein Spiegelbild des Erwerbslebens.

Frauen arbeiten häufig in Berufen, die gesellschaftlich unverzichtbar sind, wie zum Beispiel im Gesundheits- und Sozialwesen oder in der Kinderbetreuung. Allerdings sind diese Berufe oft schlechter bezahlt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt eine große Herausforderung. Laut Statistischem Bundesamt arbeiten fast die Hälfte aller Frauen in Teilzeit – bei Männern sind es nur etwa zehn Prozent. Dies wirkt sich auf die Rentenhöhe aus: Frauen haben im Schnitt 49 Prozent weniger eigene Alterssicherung als Männer. Jede fünfte Frau ist im Alter von Armut bedroht, bei den Männern ist es weniger als jeder Sechste.

Frauenarmut beseitigen

Der Sozialverband VdK setzt sich für die Beseitigung von Frauenarmut ein. Eine zentrale Forderung ist die Schaffung existenzsichernder Arbeitsplätze. Neben der Umwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen muss das Ehegattensplitting durch ein Familienbesteuerungsmodell ersetzt werden. Das Ehegattensplitting begünstigt Ehen mit starken Einkommensunterschieden und setzt falsche Anreize, indem es Zuverdienste von Frauen häufig unattraktiv macht. Dies verfestigt traditionelle Rollenbilder und verhindert finanzielle Eigenständigkeit. Der VdK fordert daher eine Reform des Ehegattensplittings hin zu einer gerechten Besteuerung für Familien, die Frauen unabhängig macht.

Zudem müssen prekäre Arbeitsbedingungen, die besonders Frauen betreffen, eingedämmt werden. Das Entgelttransparenzgesetz müsse durch ein Entgeltgleichheitsgesetz ersetzt werden, um Lohnungleichheiten tatsächlich zu beseitigen. Das 2017 in Kraft getretene Gesetz fördert bisher lediglich Transparenz, sichert aber keine Entgeltgleichheit.Es gilt zudem nur für Betriebe mit mehr als 200 Beschäftigten und muss dringend nachgebessert werden.

Unbezahlte Sorgearbeit

Von Frauenarmut sind in Deutschland vor allem alleinerziehende Frauen betroffen: Von den knapp 85 Prozent der alleinerziehenden Frauen ist mehr als jede Vierte von Armut betroffen oder bedroht. Drei von vier alleinerziehenden Müttern erhalten keinen oder keinen ausreichenden Unterhalt vom Vater des Kindes. Viele von ihnen sind daher auf staatlichen Unterhaltsvorschuss angewiesen, der nach Ansicht des VdK viel zu niedrig ist. Die geplante Kindergrundsicherung muss hier entscheidend nachbessern, um die Armut von Alleinerziehenden und ihren Kindern zu bekämpfen.

Eine weitere Ursache für Frauenarmut ist die Pflege von Angehörigen. Vier von fünf Pflegebedürftigen in Deutschland werden zu Hause betreut, meistens durch Frauen. Diese unbezahlte Sorgearbeit schließt viele Frauen aus dem Erwerbsleben aus oder zwingt sie in Teilzeitbeschäftigungen. Der VdK fordert daher ein Recht auf Anpassung der Arbeitszeit bei familiärer Verantwortung und ein Rückkehrrecht auf Vollzeit – unabhängig von der Betriebsgröße. „Pflegende Angehörige brauchen eine eigene finanzielle Leistung für die Nächstenpflege, damit sie sich mit ganzem Herzen der Pflege widmen können“, fordert der Landesvorsitzende des VdK Berlin-Brandenburg, Ralf Bergmann.

Darüber hinaus müssen bedarfsgerechte Betreuungsangebote für Pflegebedürftige und Kinder massiv ausgebaut werden. So können Frauen Beruf und Familie besser vereinbaren. Besonders wichtig ist dies für alleinerziehende Frauen, die häufig einer Doppelbelastung ausgesetzt sind: Sie finanzieren nicht nur ihren eigenen Lebensunterhalt, sondern auch den ihrer Kinder.

Altersarmut bekämpfen

Zeiten des Niedriglohns und die Pflege von Angehörigen und Kindern führen zu Rentenlücken und sind häufig Ursache für Altersarmut bei Frauen. Um Altersarmut bei Frauen zu verhindern, fordert der VdK ein Rentenniveau von mindestens 53 Prozent. Die Anhebung des Rentenniveaus ist eine unverzichtbare Maßnahme, damit Frauen im Alter nicht in Armut leben müssen. Ebenso wichtig sind die Abschaffung der Abschläge bei Erwerbsminderungsrenten von bis zu 10,8 Prozent und eine angemessene Anrechnung von Pflegezeiten bei der Rente. Der Zuschlag zur Grundrente sollte bereits ab 30 Beitragsjahren greifen und für Menschen mit einem Einkommen ab 24 Prozent des Durchschnittsgehalts gelten. Die widersinnige Anrechnung von Partnereinkommen sollte abgeschafft oder zumindest die Freibeträge deutlich erhöht werden. Damit die Grundrente ihren Namen verdient, muss die willkürliche Kürzung des Zuschlags um 12,5 Prozent abgeschafft werden. Bei der Mütterrente fordert der VdK drei Rentenentgeltpunkte pro Kind – unabhängig davon, ob es vor oder nach 1992 geboren wurde.

„Soziale Verantwortung und Fürsorge dürfen kein Armutsrisiko sein“, betont Bergmann. Die Bekämpfung von Frauenarmut ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Entschlossene politische Maßnahmen sind notwendig, um die strukturelle Benachteiligung von Frauen abzubauen und ihnen ein Leben in Würde und existenzieller Sicherheit zu ermöglichen – sowohl heute als auch im Alter. Der 8. März bietet eine wichtige Gelegenheit, auf die Straße zu gehen, sich an einer der zahlreichen Demonstrationen und Aktionen zum Internationalen Frauentag in Berlin und Brandenburg zu beteiligen und diese politischen Forderungen laut und deutlich zu vertreten.