Wofür wir stehen
Unser Bild von Mensch und Gesellschaft
Die Folgen des Zweiten Weltkriegs waren der Grund für die Entstehung des Sozialverbands VdK. Neben weltweit mehr als 50 Millionen Toten erlitten auch Millionen von deutschen Soldaten schwere physische und psychische Schäden, unzählige Witwen und Waisen standen vor dem Nichts. Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus bildeten die zentralen Ursachen dieser historischen Katastrophe. Das Profil des VdK war somit klar: Wir helfen Kriegsopfern, Kriegswitwen und Waisen sowie den damaligen Flüchtlingen. Wir unterstützen diese Menschen und sind mit ihnen solidarisch.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Als Lehre aus dieser Zeit entstand unser Grundgesetz. Und nicht nur das: Es ergibt sich zudem der historische Auftrag und die Verantwortung, die Wurzeln dieser Katastrophe – Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus – zu erkennen und deren Ausbreitung entgegenzuwirken. Das Grundgesetz definiert ein klares Menschenbild: Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Herkunft, Heimat und Sprache sowie seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Auch wegen einer Behinderung darf niemand Nachteile erleiden.
Artikel 1 des Grundgesetzes besagt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Würde bedeutet, nicht ausgeschlossen zu sein und nicht weniger Rechte und Teilhabe als andere zu genießen. Würde bedeutet auch Respekt, soziale Ordnung und Sicherheit. Viele Menschen sehen diese Werte bedroht. Es gibt soziale und kulturelle Entfremdungsprozesse, reale Zukunftsängste vor Altersarmut und vor einem sozialen Abstieg. Und es gibt den Wunsch nach ausreichender Bildung und Teilhabe für die Kinder sowie nach einer menschenwürdigen Pflege. Bei vielen Menschen wachsen das Gefühl der Ohnmacht und die Angst um die eigene Stellung in der heutigen Gesellschaft. Die Ursachen sind für die Betroffenen oft nicht genau erkennbar.
Aus diesem Umstand wurde in der Vergangenheit und wird auch jetzt versucht, politisch Stimmung zu erzeugen und davon zu profitieren. In den vergangenen Jahrzehnten wurden immer wieder Ost und West, Alt und Jung, Deutsche und Menschen anderer Nationen sowie Krankeund Gesunde gegeneinander ausgespielt. Nationalismus und nationale Abschottung wird als Lösung angeboten. Wenn Demagogen ihr Weltbild in Vereinfachung präsentieren, dann braucht es Differenzierung und genaue Beobachtung. Wer Menschen aufgrund ihrer Herkunft den Respekt versagt, sie wegen ihrer sozialen Situation oder Behinderungen verhöhnt und beschimpft, wer ihnen permanent belastende und kränkende Eigenschaften zuschreibt, der schiebt sie an den Rand der Gesellschaft. Er spaltet unser Land. Hass ist nicht einfach da. Hass wird gemacht.
„Wir stehen für eine menschliche Gesellschaft.“
Der VdK hat sich immer wieder dagegen gewehrt, dass Menschen gegeneinander ausgespielt werden – Sündenböcke können und konnten immer Emotionen mobilisieren und ansprechen. Aber genau dieses Ausspielen der Menschen gegeneinander verhindert den Blick auf gesamtgesellschaftliche, wirklich tragfähige Lösungen. Wir stehen für eine menschliche Gesellschaft – für gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit, für ein Land, in dem die Schwachen Schutz erfahren, und für Solidarität zwischen Jung und Alt, Arm und Reich, Gesunden und Kranken.
Quellen
- Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, erlassen am 23. Mai 1949 (2. Absatz)
- Emcke, Carolin: „Gegen den Hass“, Frankfurt am Main, 2016 (4. Absatz)
- Leitbild des VdK Hessen-Thüringen