Kategorie VdK-Zeitung Aktuelle Meldung

Wechsel in der Führungsspitze

Von: Dörte Gastmann

Stephan Klauert ist seit dem 1. Oktober neuer Geschäftsführer des Sozialverbands VdK Berlin-Brandenburg. Mit über 20 Jahren Führungserfahrung in renommierten Hilfsorganisationen verfügt der Betriebswirt über langjährige Erfahrungen im Non-Profit-Bereich. Der bisherige Geschäftsführer Rainer Oetting verlässt den VdK auf eigenen Wunsch. Wir sprachen mit dem neuen Geschäftsführer über seine Ziele und was ihm im Miteinander mit dem Haupt- und Ehrenamt wichtig ist.

Portait Stephan Klauert
Die wirtschaftliche Stabilität des Landesverbands ist für den neuen Geschäftsführer Stephan Klauert das A und O.: „Für eine hochqualitative und effiziente Arbeit braucht der VdK eine gesicherte Finanzierung.“ © privat

Welche Erfahrungen aus Ihren bisherigen beruflichen Stationen können Sie in Ihre Arbeit hier beim VdK einfließen lassen? Gibt es Parallelen?

Die Johanniter und Malteser, und auch das Rote Kreuz, sind für die Menschen da. In alltäglichen Dingen, als Dienstleister in unterschiedlichsten Aufgabenfeldern und in den großen Katastrophen. Geholfen wird stets nach dem Maß der Not und ohne Ansehen der Person, der Hintergründe oder der Verantwortlichkeiten. Stets steht der Mensch im Mittelpunkt, und das tut er auch überall da, wo der VdK Berlin-Brandenburg aktiv ist. Zudem sind alle Verbände durch ihre Mitglieder und die ehrenamtlich Aktiven wesentlich getragen, wenn nicht gar undenkbar. 

Nicht jeder der circa 800 Beschäftigten beim VdK Berlin-Brandenburg und seiner Tochtergesellschaften sowie der vielen Ehrenamtlichen in den Kreisverbänden kann Sie persönlich kennenlernen. Wie würden Sie sich beziehungsweise Ihren Führungsstil beschreiben?

Natürlich hoffe ich, in der Zukunft nahezu allen unseren Mitarbeiter*innen und auch ehrenamtlich Engagierten einmal persönlich zu begegnen. Aber natürlich haben Sie Recht, dass das in den ersten Monaten nicht leistbar ist. Ich bin offen, aufgeschlossen und neugierig auf die Menschen, die sich haupt- und ehrenamtlich der Arbeit des VdK in Berlin und Brandenburg verschrieben haben. Am ehesten trifft auf mich der agile und situative Führungsstil zu. Ich weiß, dass wir in einem so großen Verband ganz viele unterschiedliche Menschen beschäftigen, die nicht nur unterschiedliche Berufe haben, sondern auch ganz persönliche Berufs- und Lebensbiografien. Ich bemühe mich seit vielen Jahren, meine Mitarbeiter*innen so zu führen, wie es individuell erforderlich ist. 

Was ist Ihnen besonders wichtig in der Zusammenarbeit mit Ihren zukünftigen Mitarbeitenden und den ehrenamtlich Engagierten?

Wichtig in der Zusammenarbeit ist mir ein offener und ehrlicher Austausch. Wir alle sind Menschen und jeder für sich ist besonders. In der Kommunikation miteinander können wir unseren unterschiedlichen Erwartungen begegnen. Ich wünsche mir Loyalität und Vertrauen und biete selbiges auch allen an. Ich wünsche mir Mitarbeitende, die sich aktiv in die Entwicklung unseres Verbandes einbringen, ihre Verantwortung wahrnehmen und uns durch konstruktive Kritik weiterbringen. Auch ein guter und angstfreier Umgang mit Fehlern ist mir wichtig.

Wie wollen Sie die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen und Tochtergesellschaften im Verband fördern?

Grundsätzlich ist Kommunikation der Schlüssel für eine gute Zusammenarbeit. Gerade in Verbänden, die höchst unterschiedliche Aufgabenbereiche haben, hilft es aus meiner Erfahrung, mehr über die Angebotsvielfalt seines Arbeitgebers und die Kolleg*innen mit ihren Aufgaben und Herausforderungen zu wissen. Gemeinsames Erleben bringt auch die Menschen in einem großen Verband näher zueinander. 

Welche Ziele und Vision haben Sie für den VdK Berlin-Brandenburg und seine Tochtergesellschaften?

Im Fokus steht ganz klar die wirtschaftliche Stabilität und Sicherung der Dienstleistungsangebote des VdK Berlin-Brandenburg, darüber hinaus aber auch die Weiterentwicklung der Strukturen sowie erforderliche Anpassungen an die Herausforderungen der aktuellen Zeit – sowohl was die Stakeholder in Politik und Verwaltung betrifft, als auch die Bedarfe unserer Mitglieder und Klienten.

Gibt es bereits Dinge, die Sie ganz konkret in naher Zukunft anpacken möchten?

Vor allem steht zunächst das Kennenlernen des Verbandes mit seinen Menschen, an seinen Orten und in den verschiedenen Verbandsstufen an. Im Rahmen dieses Kennenlernens, so bin ich mir sicher, wird sich mir schnell zeigen, wo Schwerpunkte und Prioritäten zu setzen sind.

Welche Strategie verfolgen Sie, um die finanzielle Stabilität des Verbands langfristig zu sichern?

Zunächst möchte ich die von meinem Vorgänger, Herrn Oetting, begonnenen Maßnahmen fortführen und mir in den kommenden Wochen selbst einen Überblick verschaffen. Dazu zählt natürlich auch der intensive Austausch mit dem Vorstand. Deshalb wäre es an dieser Stelle definitiv noch zu früh, um schon Strategien zu entwerfen. Nur eines ist bereits jetzt schon sicher: Für eine hochqualitative und effiziente Arbeit braucht der Sozialverband VdK eine gesicherte Finanzierung.

Auch der VdK ist vom Fachkräftemangel betroffen. Haben Sie bereits Ideen, wie Sie dieses Problem angehen?

Zunächst einmal müssen wir unsere Mitarbeiter*innen, die wir bereits haben, auch langfristig an uns binden. Den Beschäftigten sollten wir ein gutes Arbeitsumfeld und gute Rahmenbedingungen bieten und insbesondere den Teamgeist vor Ort stärken. Eine besondere Aufgabe kommt dabei den Führungskräften vor Ort zu. Wir müssen uns verstärkt als attraktiver Arbeitgeber positionieren und dort um Mitarbeiter*innen werben, wo wir sie am besten erreichen – zum Beispiel dort, wo sie ausgebildet werden. Der beste Ort, um neue Mitarbeiter*innen zu finden, ist das Umfeld unserer zufriedenen Mitarbeiter*innen und deren Empfehlung für eine Aufgabe im VdK.

In puncto Ehrenamt steht der VdK Berlin-Brandenburg vor großen Herausforderungen. Haben Sie Erfahrungen, wie man Menschen für ein Ehrenamt begeistern und halten kann?

Ja! Und auch die Herausforderung kann ich bestätigen. Sie ist in allen Bereichen, in denen Ehrenamt ein integraler Bestandteil der Dienstleistung ist, existent. Wir müssen uns den veränderten Rahmenbedingungen und auch den persönlichen Anforderungen der Ehrenamtlichen stellen und hier neue oder modifizierte Einsatzmöglichkeiten schaffen. Gerade Organisatorisches und Papierkram hat in der Vergangenheit zugenommen. Hier muss das Hauptamt der verlässliche Unterstützer sein. Auch und gerade in einem Flächenland wie Brandenburg, wo viele Vereine heute schon Schwierigkeiten haben, Vorstandsämter zu besetzen, müssen neue Strukturen gedacht werden, ohne dass wir dabei auf unsere Präsenz vor Ort verzichten.

Welche grundlegenden Herausforderungen sehen Sie zukünftig für unseren Landesverband?

Eine wesentliche Herausforderung ist ganz sicher der Mitgliederbestand und natürlich die politische Entwicklung in den Ländern Berlin und Brandenburg sowie die damit eventuell einhergehende Verschiebung in den Prioritäten bei den Mittelzuweisungen. Aber auch der Sparhaushalt auf Bundesebene lässt wenig Hoffnung aufkommen, dass soziale Aufgaben in der nahen Zukunft besser finanziert werden.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen eines zunehmenden Rechtsrucks in der Gesellschaft, welchen Stellenwert haben für Sie Vereine und Verbände und im Besonderen der VdK in Zeiten wie diesen? 

Sie sind unverzichtbar und müssen für die Menschen, deren Rechte und Interessen sie vertreten, weiterhin stark und sichtbar eintreten, ohne sich dabei in ein politisches Lager zu begeben. Sie dürfen nicht müde werden, die Politik, gegebenenfalls auch gegen aufziehende Widerstände, von der Notwendigkeit unserer Arbeit und von unseren Vorstellungen einer für uns lebens- und erstrebenswerten Gesellschaft zu überzeugen. 

Das Interview führte Dörte Gastmann